30 Jahre Holla
Holla Bildungsangebote für Mädchen und Frauen

Entspannt zur Schule fahren

Eine Erfolgsgeschichte gibt es aus einem Wen-Do-Kurs aus Graubünden: Dank des Mutes eines Mädchens, der beherzten Mithilfe einer Schulsozialarbeiterin und von Holla konnte ein Busfahrer geahndet werden, der Mädchen jahrelang sexuell belästigt hat. Auf dieser Linie können nun die Mädchen wieder sicher und entspannt zur Schule fahren.  (Frühling 2011)

 

Angreifer in die Flucht geschlagen

Mutig hat sich ein 9jähriges Mädchen gezeigt, das in einem gut situierten Basler Quartier von einem zirka 16jährigen Jugendlichen überfallen wurde. Das wehrhafte Mädchen hatte kurz zuvor einen Wen-Do-Kurs besucht. Der Angreifer, der sie festhielt, sie einzuschüchtern versuchte und ihr Prügel androhte, hatte wohl nicht mit der unerschrockenen Gegenwehr des Mädchens gerechnet. Schlagfertig versetzte sie ihm einen gezielten Hieb mit dem Regenschirm, worauf der überraschte Angreifer losliess und kurzerhand die Flucht ergriff.  Die Eltern des Mädchens erstatteten Anzeige und meldeten uns die erfolgreiche Gegenwehr.  (Herbst 2009)

 

Basler Zeitung, 6. November 2003
 

Kurz & bündig
Mädchen wehren sich – mit Erfolg

Basel. Mehrere Mädchen sind in den letzten Wochen auf der Strasse sexuell belästigt oder bedroht worden – und alle haben sich gewehrt und durch geschickte Flucht gerettet. Dass der Angreifer oft älter und stärker war, kümmerte sie nicht – wie am Dienstag, als sich eine 12-Jährige aus der Umklammerung eines 14- bis 16-Jährigen befreite und ihn mit einem Schlag auf die Nase in die Flucht schlug (mehr auf Seite 26). Woher nehmen die Mädchen Mut und Können? Dazu Oruscha A. Rinn, Trainerin der Selbstverteidigungstechnik Wen-Do für Mädchen und Frauen.

BaZ: Es ist erstaunlich, wie sich Mädchen auch gegen stärkere Angreifer erfolgreich wehren.
Oruscha A. Rinn: Mich überrascht es nicht. Ob man sich wehrt, hat weniger mit der Körperkraft des Angreifers zu tun als damit, ob es gelingt, den Schreckensmoment zu überwinden. Beim Wen-Do wird dies gezielt trainiert. Aber auch viele, die keinen Selbstverteidigungskurs absolviert haben, wehren sich im Ernstfall – rein aus Reflex und Überlebensdrang.

Die Polizei rät oft, nicht den Helden oder die Heldin zu spielen.
Früher sagte das jeder Polizeisprecher – doch heute hört man diesen Ratschlag nicht mehr. Natürlich ist es richtig, sich zu wehren, nur schon für die Psyche und um das Erlebte verarbeiten zu können. Sich wehren muss nicht immer ein Schlag sein – auch flüchten und Hilfe holen oder gar mit dem Täter zu reden, sind Formen von Widerstand. Viele Mädchen realisieren erst bei uns im Kurs, dass sie sich im Alltag schon x-Mal mit Erfolg gewehrt haben – und dafür brauchen sie Bestätigung. Jede wehrt sich so, wie es für sie richtig ist.

Werden Mädchen in Selbstverteidigungskursen nicht zu Schlägerinnen erzogen? Offenbar sind heute mehr Mädchen gewalttätig...
...aber zum Glück sind schlägernde Mädchen immer noch Ausnahmen. Doch die Frage ist ein wichtiges Thema im Wen-Do-Kurs: Wer Kampftechniken lernt, muss sich sehr wohl damit auseinandersetzen, mit diesen Kräften richtig umzugehen.

Nehmen Angriffe gegen Mädchen zu?
In den letzten 20 Jahren ist punkto Gewalt mit Sicherheit die öffentliche Aufmerksamkeit gestiegen: Früher hat mich kaum je ein Journalist angerufen. Aber ich denke, dass tatsächlich die Hemmungen schwinden, dreinzuschlagen. Und auch Mobbing ist zu einem Riesenthema geworden unter Jugendlichen. Im Wen-Do werden alle Formen von Gewalt und Strategien dagegen thematisiert. Die Kampftechniken selbst sind ein einfach erlernbarer Mix aus asiatischen Kampfsportarten.

Das Sportamt bietet nicht regelmässig Selbstverteidigungskurse an. Übernehmen die Schulen dafür einen Teil der Kosten privater Kurse?
Es gibt keine kontinuierlichen Subventionen. Aber zum Beispiel über Elternvereine sind Vergünstigungen möglich.

Interview Timm Eugster

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